kostenlose-urteile.de ist ein Service der ra-online GmbH
Dies ist die mobile Version von kostenlose-urteile.de - speziell optimiert für Smartphones.
Klicken Sie hier, wenn Sie lieber die klassische Version für Desktop-PCs und Tablets nutzen wollen.
Einem Beamten, der wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig (vor Vollendung des 63. Lebensjahres) in den Ruhestand versetzt wird, können deswegen seine Bezüge gekürzt werden, auch wenn er als Dienstunfähiger es nicht in der Hand hat, sein tatsächliches Pensionsalter anzuheben. Dies verstößt weder gegen den Grundsatz der amtsangemessenen Alimentierung noch gegen den Gleichheitsgrundsatz. Das hat das Verwaltungsgericht Stuttgart entschieden und die Klage einer Realschullehrerin gegen das Land Bad.-Württ. wegen Minderung ihres Ruhegehalts abgewiesen.
Die Klägerin wurde zum 01.02.2005 u.a. aufgrund eines schweren degenerativen Wirbelsäulenleiden mit Bandscheibenvorfällen wegen krankheitsbedingter Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt. Das Landesamt für Besoldung und Versorgung setzte im Februar 2005 um 10,80 % geminderte Versorgungsbezüge fest. Nach erfolglosem Widerspruch erhob die Klägerin Klage, mit der Begründung, dies sei verfassungswidrig. Bei Bestehen der Dienstunfähigkeit habe es ein Beamter nicht in der Hand, das tatsächliche Pensionsalter anzuheben. Wegen ihrer langjährigen Teilzeitbeschäftigung habe sie einen verhältnismäßig geringen Ruhegehaltssatz erreicht, weshalb Frauen durch die Regelung diskriminiert würden. Sie habe zudem bei der Versetzung in den Ruhestand ein Grad der Behinderung (GdB) von 40 gehabt. In der geringeren Versorgung liege auch eine typische Benachteiligung wegen der Behinderung. Damit liege auch ein Verstoß gegen die Europäische Antidiskriminierungsrichtlinie vor.
Nach § 14 Abs. 3 S. 1 Nr. 3 des Beamtenversorgungsgesetzes vermindert sich das Ruhegehalt um 3,6 vom Hundert für jedes Jahr, um das der Beamte vor Ablauf des Monats, in dem er das 63. Lebensjahr vollendet, wegen Dienstunfähigkeit, die nicht auf einem Dienstunfall beruht, in den Ruhestand versetzt wird; die Minderung des Ruhegehalts darf 10,8 vom Hundert nicht übersteigen. Die 12. Kammer hält diese Vorschrift für verfassungsgemäß. Das auch im Beamtenrecht geltende Leistungsprinzip verlange, dass sich die Länge der aktiven Dienstzeit in der Höhe der Versorgungsbezüge niederschlage. Dem stehe nicht entgegen, dass es ein dienstunfähiger Beamter nicht in der Hand hat, sein tatsächliches Pensionsalter anzuheben. Es sei nicht zu beanstanden, dass der Gesetzgeber allein darauf abstelle, dass das gesetzlich vorgesehene Pensionsalter nicht erreicht werde. Eine Ausnahme werde - zu Recht - nur für den Fall gemacht, dass die Dienstunfähigkeit auf einem Dienstunfall beruht und damit dem Dienstherrn eindeutig zuzurechnen sei. Schließlich sei nicht ersichtlich, dass der Grundsatz der amtsangemessenen Versorgung verletzt wäre. Die Klägerin erhalte statt eines Ruhegehalts von 2.387,22 EUR auf Grund der Minderung ein Ruhegehalt von noch 2.129,40 EUR. Die Vorschrift verstoße auch nicht gegen den Gleichheitssatz des Art. 3 GG. Das Nichterreichen der Regelaltersgrenze stelle einen hinreichenden sachlichen Differenzierungsgrund gegenüber Beamten dar, die die Regelarbeitsgrenze erreichten und müsse auch auf teilzeitbeschäftigt gewesene Beamtinnen angewandt werden. Auch eine Benachteiligung wegen der Behinderung der Klägerin liege nicht vor. Die Klägerin sei in den Ruhestand versetzt worden, weil sie auf Grund ihres körperlichen Zustandes bzw. aus gesundheitlichen Gründen zur Erfüllung ihrer Dienstpflichten dauernd unfähig (dienstunfähig) gewesen sei. Damit sei auch der jedem Beamten zustehende mit den Dienstpflichten korrespondierende Anspruch auf amtsangemessene Beschäftigung entfallen. Die Vorschrift verstoße damit auch nicht gegen die Europäische Antidiskriminierungsrichtlinie.
© kostenlose-urteile.de (ra-online GmbH), Berlin 11.12.2008
Quelle: ra-online, VG Stuttgart
Urteile sind im Original meist sehr umfangreich und kompliziert formuliert. Damit sie auch für Nichtjuristen verständlich werden, fasst kostenlose-urteile.de alle Entscheidungen auf die wesentlichen Kernaussagen zusammen. Wenn Sie den vollständigen Urteilstext benötigen, können Sie diesen beim jeweiligen Gericht anfordern.
Wenn Sie einen Link auf diese Entscheidung setzen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Adresse zu verwenden: https://urteile.news/VG-Stuttgart_12-K-104408_Minderung-des-Ruhegehalts-einer-Beamtin-wegen-Dienstunfaehigkeit-rechtens~N7123
Bitte beachten Sie, dass im Gegensatz zum Verlinken für das Kopieren einzelner Inhalte eine explizite Genehmigung der ra-online GmbH erforderlich ist.
Dokument-Nr. 7123
kostenlose-urteile.de ist ein Service der ra-online GmbH
Die Redaktion von kostenlose-urteile.de gibt sich größte Mühe bei der Zusammenstellung interessanter Urteile und Meldungen. Dennoch kann keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der über uns verbreiteten Inhalte gegeben werden. Insbesondere kann kostenlose-urteile nicht die fachkundige Rechtsberatung in einem konkreten Fall ersetzen.
Bei technischen Problemen kontaktieren Sie uns bitte über dieses Formular.