wichtiger technischer Hinweis:
Sie sehen diese Hinweismeldung, weil Sie entweder die Darstellung von Cascading Style Sheets (CSS) in Ihrem Browser unterbunden haben, Ihr Browser nicht vollständig mit dem Standard HTML 4.01 kompatibel ist oder ihr Browsercache die Stylesheet-Angaben „verschluckt“ hat. Lesen Sie mehr zu diesem Thema und weitere Informationen zum Design dieser Homepage unter folgender Adresse:   ->  weitere Hinweise und Informationen

Werden Sie jetzt Fan von kostenlose-urteile.de bei facebook!


Dies ist die mobile Version von kostenlose-urteile.de - speziell optimiert für Smartphones.

Klicken Sie hier, wenn Sie lieber die klassische Version für Desktop-PCs und Tablets nutzen wollen.


Hier beginnt die eigentliche Meldung:

Verwaltungsgericht Berlin, Urteil vom 04.08.2006
VG 6 X 55.06 -

Fall Aydin: Gericht weist Klage der türkischen Familie auf Abschiebungsschutz ab

Familie droht keine politische Verfolgung in der Türkei

Gegenstand des hiesigen Verfahrens war ein Asylfolgeantrag von Mitgliedern der Familie Aydin mit dem diese Abschiebungsschutz begehren.

Die Kläger sind türkische Staatsangehörige kurdischer bzw. arabischer Volkszugehörigkeit aus der Nähe von Mardin im Südosten der Türkei. Sie reisten im Dezember 1989 in die Bundesrepublik Deutschland ein und stellten Asylanträge. Mit Bescheid vom 22. Januar 1990 lehnte das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge die Asylanträge ab. Das Klageverfahren beim Verwaltungsgericht Hannover wurde im Jahre 1991, nachdem die Kläger es nicht weiter betrieben hatten, eingestellt.

Im November 1990 meldete sich beim Landeseinwohneramt Berlin ein neuer Prozessbevollmächtigter für die Kläger und gab an, sie hießen A. und N. „O“ und hätten acht minderjährige Kinder. Sie seien staatenlose Kurden aus dem Libanon und vor drei Tagen nach Berlin eingereist. In der Folgezeit wurde die Familie geduldet, weil eine Abschiebung in den Libanon nicht möglich war. Im Dezember 1992 stellte das Landeseinwohneramt Berlin fest, dass die Kläger türkische Staatsangehörige waren, Aydin hießen und bereitete die Abschiebung der Familie in die Türkei vor.

Im Juni 1998 stellten die Kläger Asylfolgeanträge (bzw. Erstanträge für die nach 1989 geborenen Kinder), die zur Folge hatten, dass die geplante Abschiebung gestoppt werden musste. Die Anträge wurden im Wesentlichen mit Nachfluchtaktivitäten des Klägers zu 1.) begründet. Die gegen die Ablehnung ihrer Anträge erhobene Klage zum Verwaltungsgericht Berlin wurde durch Urteil vom 4. November 2004 als offensichtlich unbegründet abgewiesen.

Ab Dezember 2004 versuchte die Familie, über eine Härtefallregelung ein Aufenthaltsrecht zu erlangen und wandte sich zu diesem Zweck an die Härtefallkommission und den Petitionsausschuss. Für drei Töchter der Familie wurde zugesagt, sie könnten in der Bundesrepublik bleiben und ihre Ausbildung bei Gastfamilien beenden, wenn der Rest der Familie ausreise. Im Übrigen bestand die Innenverwaltung u.a. wegen der Täuschung über die Identität auf der Ausreise.

Am 29. Mai 2006 stellten die Kläger erneut einen Asylfolgeantrag mit der Begründung, der Vorsitzende des Petitionsausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses Hillenberg habe am 25. April 2006 in einem Radio-Interview des Senders Inforadio sich über die Fluchtgeschichte des Klägers zu 1) geäußert. Aufgrund der öffentlichen Äußerung des Abgeordneten Hillenberg und der Berichterstattung darüber, seien sie bei einer Rückkehr in die Türkei gefährdet. Gegen die ablehnenden Entscheidungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge haben die Kläger am 20. Juni 2006 Klage erhoben.

Die Kammer hat die Klage auf Gewährung von Abschiebungsschutz wegen der Gefahr politischer Verfolgung in der Türkei durch Urteil abgewiesen. Zur Begründung hat das Gericht ausgeführt, es halte es für nicht beachtlich wahrscheinlich, dass den Klägern bei einer Rückkehr in die Türkei die Gefahr politischer Verfolgung drohe.

Nach der feststehenden Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg und des Verwaltungsgerichts Berlin führe eine so genannte „niedrig schwellige exilpolitische Betätigung“ (wie z. B. die Teilnahme an Demonstrationen oder Mitgliedschaft in exilpolitischen Vereinen) nicht zur Verfolgung in der Türkei. Die Aktivitäten des Klägers zu 1) seien vom Gericht schon im vorangegangenen Verfahren als niedrig schwellig bewertet worden. An dieser Bewertung ändere sich auch unter Berücksichtigung der öffentlichen Berichterstattung in Zusammenhang mit dem Interview des Abgeordneten Hillenberg nichts. Auch danach seien die Aktivitäten des Klägers zu 1) nicht als eine exponierte exilpolitische Tätigkeit einzustufen.

Die Einschätzung, dass dem Kläger zu 1) wahrscheinlich keine Verfolgung in der Türkei drohe, werde auch durch die vom Gericht eingeholte Auskunft eines Sachverständigen und anderer Stellen gestützt. Aus den genannten Auskünften ergebe sich, dass in den letzten Jahren keine Fälle bekannt geworden seien, in denen aus der Bundesrepublik Deutschland in die Türkei zurückgekehrte oder abgeschobene (ehemalige) Asylbewerber wegen Aktivitäten, die sie in Deutschland unternommen hätten, in der Türkei mit asylerheblichen Maßnahmen überzogen worden seien.

Drohe aber schon dem Kläger zu 1) nicht mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit politische Verfolgung, gelte dies erst recht für die übrigen Kläger, die sich nicht exilpolitisch betätigt hätten.

© kostenlose-urteile.de (ra-online GmbH), Berlin 04.09.2006
Quelle: ra-online, Pressemitteilung Nr. 20/06 des VG Berlin vom 04.09.2006

Aktuelle Urteile aus den Rechtsgebieten:

Urteile sind im Original meist sehr umfangreich und kompliziert formuliert. Damit sie auch für Nichtjuristen verständlich werden, fasst kostenlose-urteile.de alle Entscheidungen auf die wesentlichen Kernaussagen zusammen. Wenn Sie den vollständigen Urteilstext benötigen, können Sie diesen beim jeweiligen Gericht anfordern.

Wenn Sie einen Link auf diese Entscheidung setzen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Adresse zu verwenden: https://www.kostenlose-urteile.de/VG-Berlin_VG-6-X-5506_Fall-Aydin-Gericht-weist-Klage-der-tuerkischen-Familie-auf-Abschiebungsschutz-ab.news2939.htm

Bitte beachten Sie, dass im Gegensatz zum Verlinken für das Kopieren einzelner Inhalte eine explizite Genehmigung der ra-online GmbH erforderlich ist.

Dokument-Nr.: 2939 Dokument-Nr. 2939

recht-aktuell.de Alles, was Recht ist

kostenlose-urteile.de ist ein Service der ra-online GmbH


Die Redaktion von kostenlose-urteile.de gibt sich größte Mühe bei der Zusammenstellung interessanter Urteile und Meldungen. Dennoch kann keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der über uns verbreiteten Inhalte gegeben werden. Insbesondere kann kostenlose-urteile nicht die fachkundige Rechtsberatung in einem konkreten Fall ersetzen.

Bei technischen Problemen kontaktieren Sie uns bitte über dieses Formular.