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Die bloße Behauptung des Betroffenen eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens zur krankheitsbedingten Angewiesenheit der Kfz-Nutzung genügt nicht, um von einem Regelfahrverbot abzusehen. Vielmehr muss das Tatgericht die Angaben des Betroffenen nachprüfen. Dies hat das Oberlandesgericht Bamberg entschieden.
Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Gegen einen Autofahrer wurde wegen eines im August 2015 fahrlässig begangenen qualifizierten Rotlichtverstoßes eine Geldbuße von 300 EUR festgesetzt. Zudem wurde gegen ihn ein Fahrverbot von einem Monat verhängt. Dagegen richtete sich der Einspruch des Betroffenen. Er gab an, aufgrund einer Lungenkrankheit, wegen der er zweimal wöchentlich einen von seinem Wohnort 15 km entfernten Facharzt aufsuchen müsse, auf die Kfz-Nutzung angewiesen zu sein. Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln seien ihm nicht zuzumuten. So könne er aufgrund seiner Lungenkrankheit die nächstgelegene Bushaltestelle in 2 km nicht zu Fuß erreichen. Familienangehörige oder Bekannte stehen ihm nicht zur Verfügung. Zudem sei ihm wegen seiner beschränkten finanziellen Mittel nicht zumutbar, einen Fahrer anzustellen oder mit einem Taxi zum Arzt zu fahren.
Das Amtsgericht glaubte ohne Nachprüfung den Ausführungen des Betroffenen und sah daher von der Verhängung des Regelfahrverbots ab. Es erhöhte dafür aber die Geldbuße auf 500 EUR. Dagegen richtete sich nunmehr die Rechtsbeschwerde der Staatsanwaltschaft.
Das Oberlandesgericht Bamberg entschied zu Gunsten der Staatsanwaltschaft und hob daher die Entscheidung des Amtsgerichts auf. Zwar könne in bestimmten Ausnahmefällen aufgrund einer außergewöhnlichen Härte von der Verhängung eines Regelfahrverbots abgesehen werden. Dies müsse vom Tatgericht aber begründet werden. Dem sei das Amtsgericht nicht nachgekommen. Es habe die Einlassung des Betroffenen nicht ansatzweise kritisch hinterfragt. Insbesondere sei es erforderlich gewesen, etwa durch Vernehmung des Arztes oder eines medizinischen Sachverständigen, die Art der
Selbst wenn der Betroffene über finanziell beschränkte Verhältnisse verfüge, sei für das Oberlandesgericht nicht nachvollziehbar, warum nicht Taxifahrten vom Wohnort zur 2 km entfernten Bushaltestelle in Betracht gezogen wurden. Dies hätte geringere Kosten verursacht. In diesem Zusammenhang erschließe sich nicht, warum das Amtsgericht einerseits die Geldbuße auf 500 EUR erhöhe und andererseits Taxifahrten für wirtschaftlich unzumutbar halte. Denn bei Verhängung der Regelgeldbuße von 200 EUR wäre dem Betroffenen ein Betrag von 300 EUR für Taxifahrten zur Bushaltestelle verblieben, um die Dauer des Fahrverbots zu überbrücken.
Völlig unberücksichtigt ließ das Amtsgericht darüber hinaus, so das Oberlandesgericht, dass die Krankenkasse gegebenenfalls die Fahrtkosten übernehme.
Das Oberlandesgericht wies den Fall zur Neuverhandlung an das Amtsgericht zurück.
© kostenlose-urteile.de (ra-online GmbH), Berlin 24.07.2018
Quelle: Oberlandesgericht Bamberg, ra-online (vt/rb)
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